Graceful degradation – Wie man die Daten am Leben hält, wenn die Software abstirbt





Schlagwörter: Nachhaltigkeit von Daten , digitale Nachhaltigkeit , digitale Langlebigkeit

Abstract

Ein bekanntes Problem digitaler Publikationen ist ihre immer wieder festzustellende Kurzlebigkeit. Daten oder Publikationen verschwinden manchmal urplötzlich aus dem Netz, haben (im günstigsten Fall) nur ihren Ort gewechselt, oder lassen sich nicht mehr bedienen. Die Ursache dafür ist, dass die digitale Bereitstellung von Daten und Publikationen eine kontinuierliche Pflege der bereitstellenden Systeme erfordert. Ein Infrastruktur, die das auffangen könnte gibt es nicht, und insbesondere die NFDI leistet das bisher nicht (Vgl. [1], S. 11ff.).

Institutionen, die im Rahmen zeitlich begrenzter Forschungsprojekte digitale Werke schaffen, müssen sich selbst helfen. Aber wie kann das geschehen, wenn die Zahl zu erhaltender digitaler Systeme mit jedem weiteren Projekt anwächst? Dazu werden im Vortrag einige Ansätze erörtert.

1. „Stay static“: Ein wartungsarmes Design heißt bei Webanwendungen ein möglichst statisches Design. Tatsächlich kann man mit statischen Website-Generatoren viele Funktionen dynamischer Web-Redaktionssysteme abbilden. Auch Blog-Systeme lassen sich bis auf die Nutzerrückmeldungen statisch nachbilden. Für letztere kann man ein externes Diskussionssystem à la disqus anbinden.

2. „Re-use, don’t fork“: Möglichst viele digitale Produkte sollten mit ein- und demselben System ausgespielt werden. Das ist leichter gesagt als getan, weil ja trotzdem noch die abweichenden Ansprüche unterschiedlicher Forschungsprojekte bedient werden sollen, aber Abspaltungen („forks“) der Softwaresysteme zugunsten einer technisch anspruchsvolleren Plugin-Architektur vermieden werden müssten.

3. „Kill your darlings“. Langlebigkeit als Designziel bedeutet, dass man nicht alles realisieren sollte, was man realisieren kann. Insbesondere Funktionen, die kaum verwendet werden, sollten noch vor Projektabschluss wieder entfernt werden.

4. „Graceful degradation“. Wenn alles nicht hilft, hilft abschalten. Dafür sollten die Projekte ausgewählt werden, bei denen das Nutzerinteresse in der letzten Zeit am stärksten abgefallen ist. (Vergleiche der absoluten Nutzerzahlen zwischen Forschungsprojekten bleiben dagegen immer willkürlich!) Beim Abschalten geht man schrittweise in dieser Reihenfolge vor:

  1. Abschalten der dynamischen Funktionen, zurück bleibt die statische Präsentation
  2. Abschalten des Präsentationssschicht zugunsten der reinen Datenbereitstellung auf gitlab.
  3. Verzicht auf die aktive Bereitstellung, zugunsten der Datenaufbewahrung Kaltspeicher.

[1] adw-goe.de/fileadmin/bilder/magazin/akademie-heute-2022/Akademie_heute_3_2022.pdf

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