Lu sassaresu online? Das Sassaresische in interaktiven Kommunikationsformen im virtuellen Raum

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Schlagwörter: digitale Medien , Minderheitensprachen , Sardinien , Sassaresisch , Standardisierung , Normierung

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  1. Referenz auf den gesamten Beitrag:
    Laura Linzmeier (2024): Lu sassaresu online? Das Sassaresische in interaktiven Kommunikationsformen im virtuellen Raum, Version 2 (21.08.2024, 16:38). In: Robert Hesselbach (Hrsg.) (2024): Romanische Regional- und/oder Minderheitensprachen im Zeitalter der Digital Humanities (Korpus im Text 10), Version 5, url: http://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?p=119752&v=2
    Diese URL enthält einen Hinweis auf die unveränderliche Version (…v=nn)
  2. Referenz auf einen Abschnitt oder Nachweis eines Zitats: http://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?p=119752&v=2#p:1
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Abstract

This article deals with interactive forms of communication and everyday applications on the Internet that are currently available for Sassarese, an endangered language spoken in north-western Sardinia. The study first focuses on the current situation of Sassarese, i.e. the language policy situation and the initiatives undertaken so far to promote the language. It then examines the use of Sassarese in public networks (e.g. Facebook and wikis) on a sample basis. The study provides interesting insights into the current use of the language by the online community, particularly against the background of the standard orthographic model developed for Sassarese in 2022.

1. Einleitung

Das Sassaresische, eine in Sassari, Sorso, Porto Torres, Stintino und einzelnen Gemeinden im Nordwesten Sardiniens verbreitete sardisch-italoromanische Transitionsvaritetät ergänzt das Panorama der zahlreichen auf Sardinien gesprochenen Varietäten bestehend aus sardischen Lokaldialekten (die meist den Makrovarietäten Logudoresisch und Campidanesisch zugeordnet werden), dem ligurischbasierten Tabarchino (auf den im Südwesten Sardiniens vorgelagerten Inseln San Pietro und Sant’Antioco), der katalanischen Varietät der Stadt Algheros (Nordwesten), dem korsisch-sardischen Galluresischen (v.a. Nordosten) und kleineren norditalienisch geprägten Sprachinseln (z.B. Fertilia).

Sassaresisch geprägte Gemeinden: Sassari, Sorso, Porto Torres und Stintino

Das Sassaresische kann als eine lesser-used language1 beschrieben werden, die von Sprecherschwund und Verdrängung auf Nischenbereiche betroffen ist, allerdings insbesondere durch regionale Gesetzesänderungen und sprachplanerisches Engagement in den letzten Jahren eine verbesserte Ausgangssituation zum Spracherhalt erreicht hat.

Die vorliegende Untersuchung versteht sich als Fortsetzung zweier Kleinstudien, die sich a) mit dem Vorhandensein von „digitalen Ressourcen, die der Wissensverbreitung, -bereitstellung, -verarbeitung und dem Schaffen von Anwendungsbereichen […] sowie [der] öffentliche[n] Wahrnehmung und Aufmerksamkeit“ (Linzmeier 2023, 304) für das Sassaresische sowie b) mit der Präsenz des Sassaresischen und (Galluresischen) auf Homepages und Online-Diensten offizieller Betreiber2 (cf. Linzmeier/Pisano 2021) beschäftigten.

Diese sich hier anschließende exemplarische Studie möchte nun – z.T. auch vor dem Hintergrund der Standardisierung der Orthographie des Sassaresischen im Jahr 2022 – interaktive Kommunikationsformen und alltägliche Anwendungsbereiche im virtuellen Raum eingehender untersuchen.

Zur theoretischen und terminologischen Klärung werden hierzu in Kapitel 2 zunächst die Chancen unterschiedlicher für lesser used languages vorhandener Kommunikationsformen des virtuellen Raums besprochen. Kapitel 3 widmet sich ausführlich der aktuellen Lage des Sassaresischen, d.h. der sprachpolitischen Situation und den bislang zur Förderung der Sprache unternommenen Initiativen. Kapitel 4 dient der Vorstellung des orthographischen Standardmodells aus dem Jahr 2022. Anschließend wird in Kapitel 5 – nach einem kurzen Exkurs zum Sardischen – der Frage der Online-Präsenz des Sassaresischen in virtuellen Kommunikationsformen nachgegangen. Kapitel 6 dient der Überprüfung der in öffentlichen Netzwerken (Facebook und Wikis) verwendeten Orthographien und einem Abgleich der Formen mit den durch den Standard empfohlenen Richtlinien.

2. Interaktive Kommunikationsformen und alltägliche Anwendungsbereiche im virtuellen Raum für lesser used languages

Zu den Kommunikationsformen im Internet zählen: Websites; Soziale-Netzwerk-Seiten (z.B. Facebook); Blogs, Vlogs und Microblogs; E-Mails; Messages (z.B. WhatsApp); Chats und Internet-Telefonie (z.B. Skype) (cf. Marx/Weidacher 2014, 197). Während Webseiten und Portale vorwiegend konsumiert werden, ohne dass die Besucher selbst in Erscheinung treten (passiv communities), erzeugen soziale Medien wie Chatforen active communities (Cunliffe 2007, 135).3 Sie werden hierdurch dem Web 2.0 bzw. dem Web 3.0 zugeordnet (cf. Biró 2018, 184, Tab. 2) (cf. Baechler u.a. 2016, 11).4

Allerdings können auch Webseiten (wie z.B. Wikis) als hybride Ressourcen sowohl der Informationsbereitstellung bzw. -verbreitung dienen als auch als Kommunikationsmedium und zum Aufbau von Netzwerken genutzt werden (z.B. in Form von Foren). Sie ermöglichen somit nicht nur eine passive Nutzung (read only), sondern auch ein aktives Mitwirken an den Inhalten (Web 2.0). 

Während z.B. E-Mails, Messages und Chats schriftbasiert sind – jedoch mit Hilfe von Emojis auch gestische Elemente vermitteln können –, ist Internet-Telefonie ohne Bild ausschließlich an Mündlichkeit gebunden. Ton-und-Video-Kommunikationsformen wie z.B. Skype simulieren face-to-face-Interaktion: Sie erlauben verbale, paraverbale und non-verbale Komponenten der Kommunikation. Der Grad der Unmittelbarkeit der Kommunikation ist hier also sehr viel höher als z.B. bei Chats, die zwar ebenfalls sehr interaktiv sind, jedoch leicht zeitverzögert entstehen.5

Insbesondere die sozialen Medien können für den Erhalt und die Sichtbarkeit von Minderheitensprachen6 eine wichtige Plattform darstellen: Sie sind durch das Ermöglichen interaktiver Diskursformen in den Alltag der Sprecher integriert (cf. Cunliffe 2019, 451). Laut Cunliffe eröffnen soziale Medien daher „virtual breathing spaces“ für Minderheitensprachen (ibid., 474). Besonders förderlich für den Erhalte von Minderheitensprachen sind soziale Medien, wenn sie diesen Gebrauchsnischen eröffnen und die Verwendung der dominanten Mehrheitssprache ausschließen (ibid., 458-459; Herv. i.O.).

Gleichzeitig halten diese nähesprachaffinen Kommunikationsformen für Minderheitensprachen und lesser used languages auch die Möglichkeit der Ausbildung neuer Rollen bereit (cf. Moriarty 2011). Sie erlauben auch bei defizitären Sprachkenntnissen und sprachlicher Unsicherheit den Konnex zur angestammten Sprache zu halten bzw. neu auszubilden (cf. Linzmeier 2017, 107-108). Die mögliche Anonymität im Netz und die große Auswahl an Gruppen und Plattformen sind wichtige Faktoren für die Nutzer, die sie zur Sprachverwendung ermutigen können. Zusätzlich erlauben die sozialen Medien ein Austesten und Anpassen von Orthographien: Während für bereits standardisierte Sprachen anhand der Kommunikation im digitalen Raum untersucht werden kann, inwieweit etablierte Orthographien hin zu Neographien (Anis 2003) modifiziert werden („[…] to make the process of text production quicker, easier and more economical“ (Kallweit 2018, 388)), kann für erst kürzlich standardisierte Sprachen überprüft werden, ob die erarbeiteten Orthographien die Bedürfnisse der Nutzer treffen oder diesen entsprechend angepasst werden.

Russo et al. fassen daher – auch bezugnehmend auf die computerlinguistische Nutzbarkeit der online produzierten Daten – passend zusammen:

An increase in quantity of digital content available online represents today an opportunity for regional and minority languages. Online speakers can make visible the existence of a community that uses the language to interact; they can use online communication to converge toward a standard and they can instruct less skilled speakers toward better mastering of the rules of the language, especially when the language is not formally included in education. From the perspective of computational linguistics, the presence of digital content written in RMLs means that corpora can be built for them and basic tools (lemmatizers, spell checkers, lexicons etc.) can be developed.

(Russo/Pisano/Soria 2016, 3, online)

Aufgrund datenschutzrechtlicher Grundlagen ist eine Untersuchung des Sprachgebrauchs in diesen Kommunikationsformen natürlich nur in Hinblick auf die Kommunikation und Nutzung öffentlicher Foren (z.B. Wikis) und z.B. offener Facebook-Gruppen möglich, weshalb im Folgenden ausschließlich auf öffentlich zugängliche schriftbasierte soziale Medien wie Soziale-Netzwerk-Seiten und Blogs verwiesen werden kann. Die Abfrage der Nutzung des Sassaresischen in privaten Chats, Videotelefonaten und Messages sind lediglich durch anonymisierte Abfragen (cf. Kornai 2013, 2) wie z.B. im Rahmen der (in DEFAULT angeführten) DLDP-Studie (cf. Russo/Soria 2017) möglich und bislang für das Sassaresische nicht durchgeführt worden.

3. Ausgangslage des Sassaresischen

Die Genese des Sassaresischen ist bis heute nicht eindeutig geklärt, was die linguistische Einordung erschwert. Anzunehmen ist eine sich ab dem Mittelalter aus dem Kontakt des Nordlogudoresischen zunächst mit dem Pisanischen, dann zum Teil mit dem Genuesischen und vor allem dem Korsischen entwickelte Transitionsvarietät, die in späteren Jahrhunderten insbesondere im Lexikon durch das Katalanische, Spanische und Italienische weiter beeinflusst wurde (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 6) (cf. Lupino 2023, 131). Bis heute bestehen – insbesondere aufgrund fehlender historischer Quellen – unterschiedliche Meinungen bezüglich des Grades der Sardizität bzw. Italoromanität (v.a. Korsizität) des Sassaresischen (cf. Linzmeier 2019) (cf. Lupino 2023, 135-136), was sich in unterschiedlichen Benennungen als sardisch-korsische Varietät, italoromanische Varietät etc. niederschlägt.7 Da mit dem Sammelbegriff Sassaresisch (it. sassarese, sass. sassaresu) zudem fälschlicherweise angenommen werden könnte, er bezöge sich lediglich auf die urbane Varietät Sassaris, verwenden modernere (v.a. italienischsprachige) Publikationen – wie z.B. auch die im Jahr 2022 erschienen Standardorthographie (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 5) – die historische Bezeichnung turritano.8

Die literarische Produktion beginnt für das Sassaresische Ende des 19. Jahrhunderts, wobei religiöse Texte bereits seit dem 18. Jahrhundert bestehen; im Theater ist das Sassaresische seit dem 20. Jahrhundert vertreten (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 6).9

Durch sprachpolitische Prozesse insb. ab dem 18. Jahrhundert, die das Italienische zur Sprache der offiziellen Domänen erhoben, und weiteres Rückdrängen und Stigmatisieren der lokalen Sprachen v.a. zu Zeiten des Faschismus, erfordert es nun für die Sprecher dieser große Anstrengungen, um schwindenden Sprecherzahlen10, Prestigemangel und Verengung ihres Gebrauchsradius mit sprachplanerischen Maßnahmen entgegenzutreten (cf. Linzmeier 2017, 99-102) (cf. Toso 2019).

Während für das Sardische und Katalanische Algheros Schutz auf nationaler Ebene besteht und für beide Sprachen (wenn auch kontrovers diskutierte) Standardmodelle – für das Sardische die Limba Sarda Comuna 2006, für das Algheresische seit 2003 ein (2021 vom Gemeinderat bestätigtes) Referenzmodell11 – entwickelt wurden, ist das Sassaresische lediglich auf regionaler Ebene neben dem Sardischen, Katalanischen, Galluresischen und Tabarchinischen anerkannt (cf. RAS 1997, L.R. 26/1997, Art. 2.4) (cf. RAS 2018, L.R. 22/2018, Art. 2.1). Artikel 2.2 der L.R. 22/2018 betont, dass dem Sardischen und Katalanischen 'Schutz-, Förder- und Aufwertungsmaßnahmen' („misure di tutela, promozione e valorizzazione“) zukommen sollen, dem Sassaresischen, Galluresischen und Tabarchino hingegen lediglich 'Förder- und Aufwertungsmaßnahmen' („misure di promozione e valorizzazione“) (RAS 2018, L.R. 22/2018, Art. 2.2).

Standardisierungsunternehmungen begannen für das Sassaresische im Jahr 2021 (DGR 13/11 vom 09.04.2021), als im Zuge der neusten Regelung ein orthographischer Standard entwickelt (RAS 2018, L.R. 22/2018, Art. 8.9) und im Jahr 2022 der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Der Standard ortografico betont die Eigenständigkeit des Sassaresischen und bezeichnet die Sprache aufgrund ihrer individuellen Entstehungsgeschichte und Entwicklung als 'eine eigenständige Sprache, die bestimmte Eigenschaften besitzt, und nicht ein ‚kleiner Bruder‘ des Sardischen' („una lingua autonoma e individuata, e non un ‘fratello minore’ del sardo“ (Marras/Mura/Virdis 2022, 7)).

Insbesondere auf der Grundlage des regionalen Gesetzes 22/2018 werden in jüngerer Zeit vermehrt (kostenlose) Sassaresisch-Sprachkurse durch das Istituto Camillo Bellieni in Sassari angeboten, die sich u.a. mit sassaresischer Geschichte, Kultur, Literatur und Theater12 beschäftigen, aber ebenso auf die Vermittlung von Lese- und Schreibpraxis und Übersetzungstätigkeiten unter Rückgriff auf den orthographischen Standards setzen.13 An der Università degli Studi di Sassari wurde ein Laboratorio di Sassarese eingerichtet, das ebenfalls den neu erarbeiteten Standard als Referenzwerk verwendet.14

Parallel hierzu ist die sog. Ischora di Sassaresu (unterstützt durch Sa domo de totus in Sassari und Spaciada sa bregùngia in Cagliari) entstanden, die in einzelnen Punkten nicht mit dem Standard ortografico (2022) übereinstimmt (DEFAULT) und eigene Sprachkurse (Fallu Fabiddà) anbietet.15

In einzelnen Grundschulen gibt es seit einigen Jahren Sassaresisch-Stunden (cf. Linzmeier 2018, 98, Fn. 184). Durch das Gesetzt 22/2018 wurde der Unterricht des Sassaresischen zunächst erschwert und im Rahmen der regionalen Ausschreibung Insulas (2022/23) wegen einer Formsache vom Lehrplan ausgeschlossen,16 durch eine Anpassung des Artikels 6 der LR 2018 (Art. 33 L.R. nr. 9 von 23/10) jedoch erneut an einzelnen Grundschulen ermöglicht (cf. Dettori 2024) (Insulas 2023/24).17 Im Dezember 2023 wurde die mögliche Zertifizierung der mündlichen Kompetenz der 'Minderheitensprachen und alloglotten Varietäten' („lingue minoritarie e varietà alloglotte“) bekanntgegeben (Nara Mi 2024, 1) – 'um als Fachexperte oder Mitarbeiter an außercurricularen Lehrveranstaltungen teilzunehmen' („per partecipare in veste di esperto d’ambito o di collaboratore nei Laboratori Extracurriculari Didattici […]“ (ibid.)).

Neben der Bereitstellung von Referenzmodellen für die lokalen Sprachen und ihre Implementierung in der Bildung sieht das regionale Gesetz von 2018 ferner 'Maßnahmen in den Bereichen Medien, Verlagswesen, IT und Internet' („Interventi nel settore dei mass media, dell’editoria, dell’informatica e del web“) (Art. 22) zur Unterstützung der Präsenz, Verbreitung, Nutzung und Prestigeanhebung lokaler Sprachen vor.

Die hierzu im September 2023 veröffentlichte Ausschreibung Imprentas, die auf LR 22/2018, Art. 22, 2/3 basiert, stellt hierzu den finanziellen Rahmen zur Verfügung – unter folgender Voraussetzung: „Gli interventi finanziati dovranno essere realizzati utilizzando solo ed esclusivamente la lingua sarda, il catalano di Alghero e/o le varietà alloglotte: gallurese, sassarese e tabarchino“ (Imprentas 2023, 2, Herv. i.O.). Förderungsfähig sind 'Artikel in Tageszeitungen, Regionalzeitschriften und regionalen Online-Zeitungen', die 'Produktion, Vertrieb und Verbreitung von redaktionellen Werken in gedruckter oder multimedialer Form', 'Produktion von Hörfunkprogrammen, die über jegliche Verbreitungswege ausgestrahlt werden', die 'Produktion von Fernsehprogrammen, die über jegliche Verbreitungswege ausgestrahlt werden', 'Unterstützung von Fernseh- und Hörfunksendern, die, auch in Zusammenarbeit mit anderen Sendern, ausschließlich in Minderheitensprachen und alloglotten Varietäten senden' (ibid., 2) (cf. RAS 2018, Art 22, 2/3).18

Die mediale Präsenz des Sassaresischen beschränkt sich bislang auf Printmedien (z.B. sassaresische Gedichte, Kurzgeschichte, Komödien), kleinere Videos zu Sprache und Kultur, Theaterstücke und traditionelle Lieder (cf. Linzmeier 2019, 151-154). Die vorwiegend auf Italienisch publizierende Online-Zeitung SARdìes.it beinhaltet Artikel in sassaresischer und sardischer Sprache. Die Online-Wochenzeitung sassaricity.it ist Italienisch angelegt, zeigt aber das Einfügen sassaresischer Floskeln und Einsprengsel in italienischen Texten (z.B. das klassische Noi vi semmu (it. ‘Noi ci siamo’) oder Veranstaltungsankündigungen des italienisch-sassaresischen Bildungstypes Gli eventi di [Monat/Jahr] in Ziddai (it. ‘in città’)).19

Radio1 Rai Radio Sardegna bietet seit August 2021 wöchentlich für eine halbe Stunde das sassaresische Programm Aburóttu an.20 Auf Kanal UNO4 kann seit März 2024 das Nachrichtenprogramm Lu Bandu in sassaresischer Sprache angesehen werden.21 Außerdem ist das Sassaresische in lokaler Berichterstattung auch im Rahmen von Interviews und Zuschauerantworten immer häufiger vertreten.22 Sassaresische Poesielesungen und Theaterstücke werden in Sassari durch das Institut Camillo Bellieni und in Porto Torres durch die Libreria Koinè unterstützt.23 Im öffentlichen Raum ist das Sassaresische bislang wenig sichtbar – allerdings ist es auf zweisprachigen Straßenschildern im historischen Stadtkern sowie vereinzelt in Form von Geschäftsnamen vertreten (cf. v.a. Linzmeier 2022).

Sassaresisch in der Linguistic Landscape der historischen Altstadt Sassaris: Trent’ A bì (it. ‘Trenta a bere’) als Sprachspiel bezugnehmend auf die Hausnummer ‘30B’ (Aufnahme 2024 L. Linzmeier)

Inwieweit das Sassaresische – auch ohne gesetzliche und vor allem erst kürzlich ermöglichte Unterstützung – in „digitalen Ressourcen, die der Wissensverbreitung, -bereitstellung, -verarbeitung und dem Schaffen von Anwendungsbereichen“ und der „öffentliche[n] Wahrnehmung und Aufmerksamkeit“ dienen, bereits präsent ist, wurde im Rahmen einer vorausgehenden Studie (Linzmeier 2023, 304) mithilfe einer Untersuchung von online bzw. digital verfügbaren a) Sprachatlanten, -karten und -korpora b) Wörterbüchern, Übersetzungs- und Korrekturservices c) Wörterbüchern mit Aussprachehilfen d) deskriptiven Grammatiken und Lernergrammatiken e) Text-PDFs und f) Webseiten mit Text-, Video- und/oder Audioinhalten analysiert. Dabei wurde deutlich, dass Angebote und Ressourcen „durchaus bereits vorhanden sind, dass diese jedoch oftmals das Ergebnis von Einzelinitiativen sind, die nach dem Abklingen anfänglicher Euphorie keine lange Lebenszeit aufweisen“ (Linzmeier 2023, 310), während z.B. für das Sardische zahlreich auch institutionell geförderte Online-Services (Korrekturservice, Übersetzungstools, Wörterbücher, didaktische Tools) existieren (ibid., 302).

Eine weitere Studie (Linzmeier/Pisano 2021) beschäftigte sich mit der Präsenz des Sassaresischen und (Galluresischen) in der virtual linguistic landscape und stellte hierbei insbesondere auf Homepages und bei Diensten offizieller Institutionen eine geringe Repräsentanz der beiden Sprachen auf offiziellen Websites (von Provinzen, Gemeinden, usw.) fest. Sichtbar sind die Sprachen Sardiniens mittlerweile z.B. auf einer Unterseite der Università degli Studi di Sassari des Dipartimento di Agraria, auf der kleinere cartoline24 im Campidanesischen, Nuoresischen, Logudoresischen, Sassaresischen, Galluresischen, Algheresischen und Englischen zu finden sind sowie vereinzelt in Beiträgen auf der Homepage der Comune di Sassari, die explizit auf Initiativen zur Förderung des Sassaresischen hinweisen.25

Weitestgehend unbeantwortet blieb allerdings die Frage, ob und wenn ja in welcher Form das Sassaresische in Services mit hoher Nutzerquote aktuell vertreten ist. Hierzu bietet sich ein Blick auf interaktive Seiten (Wikis) und vor allem die sozialen Medien (z.B. Facebook, Instagram) an. Während die private Nutzung des Sassaresischen auf interaktiven Seiten keiner gesetzlichen Regeln bedarf, sieht Art. 12.2 (RAS 2018) für 'öffentliche Ämter des regionalen Systems und in der institutionellen Kommunikation' („uffici pubblici del sistema Regione e nella comunicazione istituzionale“) u.a. nicht nur die Übersetzung von offiziellen Dokumenten sondern auch 'Websites und Kommunikation über soziale Netzwerke' („siti web e comunicazione attraverso i social network“) vor, so dass selbst in von institutioneller Seite genutzten social media-Kanälen (z.B. Facebook, Instagram) theoretisch auf das Sassaresische zurückgegriffen werden kann.

4. Ein orthographischer Standard für das Sassaresische

Der durch das Assessorato della pubblica istruzione, beni culturali, informazione, spettacolo e sport der Region Sardiniens im Jahr 2021 ausgeschriebene Avviso pubblico ermöglichte das Einreichen von Vorschlägen für orthographische Standardmodelle des Sassaresischen, Tabarchinischen und Galluresischen. Erarbeitet werden sollte ein Referenzmodell, dessen Normen sich an alle Varietäten des Sassaresischen richten („uno standard ortografico con norme comuni a tutte le varietà interne“ (Assessoradu 2021)), d.h. im Falle des Sassaresischen ein Modell, das sich auf die in Sassari, Sorso, Porto Torres und Stintino verbreiteten Varietäten bezieht. Im Oktober 2022 wurde der orthographische Standard (Marras/Mura/Virdis 2022) der Öffentlichkeit präsentiert. Das Dokument enthält zusätzlich morphologische und lexikalische Empfehlungen, die durch das Istituto di Studi e Ricerche Camillo Bellieni erarbeitet und mit Geldern der Region finanziert wurden (cf. ibid.).

Der Standard ortografico sah sich mit Problematiken konfrontiert, die in der Vergangenheit häufig die Standardisierung von Minderheitensprachen erschwert haben: Zum einen kann die Verwendung eines neu geschaffenen Standards zu Fremdheitserfahrungen führen, da durch den – wenn auch unbewussten – Vergleich mit der offiziellen Sprache (hier: Italienisch) dieser als befremdlich und seltsam empfunden wird. Gleichzeitig kann das Entfernen des Standardvorschlags von der dominanten Kontaktsprache z.B. durch Verwendung historischer oder nicht-italienischer Grapheme und Sonderzeichen zugunsten der Betonung der Eigenheiten der Sprache zu Unpraktikabilität führen und die Sprecher sogar von der Verwendung des Standards abhalten (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 5). Die Lösung musste also ein Mittelweg sein: 'Auch wenn wir beide Standpunkte respektieren, sind wir der Meinung, dass eine Mittellösung angestrebt werden sollte, die nicht starr ist, sondern sich vor allem an der Funktionalität der Schrift orientiert und von Fall zu Fall zu bewerten ist' („Pur rispettando entrambe le posizioni, crediamo si debba adottare una soluzione media, non rigida, ma orientata soprattutto alla funzionalità della grafia, da valutare caso per caso“ (ibid., 5)).

Der Orthographiestandard bietet daher einen Kompromiss zwischen 1) der Fokussierung auf übereinstimmende Merkmale der vier Lokalvarietäten und deren nutzerfreundlichen Umsetzung in der Graphie und 2) der Beibehaltung von Flexibilität in der lokalen Aussprache. Die orthographischen Vereinheitlichungen sollen – und dies machen die Autoren des Standards sehr deutlich – keine Bevorzugung einer Varietät in geografischer oder sozialer Hinsicht nach sich ziehen, sondern den lautlichen Grundstock des Sassaresischen, der als 'eher homogen' („piuttosto omogeneo“) zu bezeichnen ist, im Orthographischen einheitlich umsetzen, ohne die Aussprache der Sprecher dabei zu beeinflussen (Marras/Mura/Virdis 2022, 42).

Da das Phoneminventar des Sassaresischen zu großen Teilen mit dem des Italienischen übereinstimmt und somit graphemische Lösungen für die meisten Phoneme zur Verfügung stehen, widmet sich der Standard vor allem den lautlichen Besonderheiten des Sassaresischen, z.B. den Konsonanten /ɖɖ, ɬ, ɮ, ʒ, x, ɣ/ (Marras/Mura/Virdis 2022, 24), sowie den in der Vergangenheit uneinheitlich gehandhabten Graphemvorschlägen. Insgesamt werden 21 konkrete Orthographievorschläge oder aus Schrifterzeugnissen ableitbare Orthographien gegenübergestellt (cf. ibid., 26-28).

Die von Marras et al. erarbeitete Orthographie basiert auf mehreren Kriterien, die sich aus der Lektüre des Textes ablesen und wie folgt zusammenfassen lassen: 1) Zum einen gilt das Mehrheitsprinzip: '[...] die Wahl der Schreibweise basiert hauptsächlich, aber nicht immer, auf der häufigsten Verwendung durch Schriftsteller, Lexikographen und Grammatiker [...]' („[…] le scelte ortografiche basate soprattutto, ma non sempre, sulla maggiore frequenza riscontrata nell’uso da parte di scrittori, lessicografi e grammatici […]“ (ibid., 8)) – dabei werden vor allem moderne Autoren berücksichtigt (ibid., 29). Außerdem werden 2) pragmatische Gründe wie die Praktikabilität und schnelle Identifizierbarkeit der Formen angeführt: '[...] die von so vielen befürwortete Notwendigkeit einer größtmöglichen Vereinfachung [...]' („[…] necessità, da tante parti caldeggiata, della maggiore semplificazione possibile […]“ (ibid., 8)). Praktikabel ist der Standard u.a. durch eine dieser oder die Kombination mehrere Kriterien:26

    1. Übernahme italienischer Phonem-Graphem-Regeln27
    2. Verwendung etymologischer (und somit ebenfalls oftmals italienischer) Schreibungen
      • z.B. lat. QU > /kw/ → <qu> (z.B. quattru, it. ‘quattro’) – nicht cuattru;
      • l, r, s ergeben vor m, p, b, f, v halbkonsonantisches /j/ (càima, it. ‘calma’). Die Konsonanten <m, p, b, f, v> werden – anders als oftmals in der Vergangenheit vorgeschlagen – nicht als Doppelkonsonanten angezeigt, obwohl sie gelängt artikuliert werden (/ˈkaimma/) (ibid., 12-13);
      • Die Phoneme /p, t, k, ʧ, f/ (teilweise auch /s, z, v, ʒ/) können intervokalisch vor <i> gelängt werden (pàtiu /ˈpatju/ [ˈpattju]; it. ‘pàtio/piazzale’), wobei diese Längung graphisch nicht angezeigt wird (ibid., 35).
    3. Phonetische Schreibungen: z.B.
      • die Konsonantenlängung von Lat./Ital. intervokalischem -p-, -t-, -c(h)- → /bb, dd, gg/ wird angezeigt: <bb, dd, gg> (poggu; it. ‘poco’);
      • Assimilationen (auch nach i-Prothese) werden angezeigt: fimma (it. ‘firma’), ibbaglià (it. ‘sbagliare’), illuggiaddu (it. ‘sloggiato’) (ibid., 13-14).
    4. Kompromiss aus etymologischer und phonetischer Schreibung: velare und lateral-alveolare Frikative werden durch einen Trigraphen bestehend aus etymologischem Konsonantennexus und <h> angezeigt: [xx] <lch, rch, sch> (z.B. balchoni /baxˈxɔni/, it. ‘balcone’); [ɣɣ] <lgh, rgh, sgh> (z.B. algha /ˈaɣɣa/, it. ‘alga’); [ɬɬ] <lth, rth, sth> (z.B. althu /ˈaɬtu/, it. ‘alto’); [ɮɮ] <ldh, rdh, sdh> (z.B. caldhu /ˈkaɬdu/, it. ‘caldo’) (ibid., 31-32).
    5.  Flexibilität:
      • mit s + Konsonant beginnende Wörter können – wie im Sprachgebrauch unterschiedlicher Sprecher üblich – mit oder ohne i-Prothese phonisch und graphisch realisiert werden: ischazzà neben schazzà (it. ‘scalzare’);
      • flexibel zeigt sich der Standard auch im Hinblick auf den im Stintinese nicht üblichen Rotazismus von L: diesen können Sprecher des Stintinese auch im orthographischen als <r> wiedergeben, z.B. stint. lu soli, sass. lu sori (it. ‘il sole’), da diese Schreibung keine Verständnisprobleme schafft, keine Sonderzeichen erfordert und ohnehin näher am Etymon orientiert ist (cf. ibid., 45).
    6. Analogie, z.B.
      • <sg(i)> für /ʒ/ analog zu <sc(i)> für /ʃ/ (z.B. càsgiu, ‘formaggio’) (ibid., 11).
    7. Übereinstimmungen mit anderen Sprachen
      • <sg(i)> für /ʒ/ (z.B. càsgiu /ˈkaʒu/, it. ‘formaggio’) wie auch im Galluresischen und Korsischen;
      • <dd> für retroflexes [ɖɖ] wie beispielsweise auch in der LSC (cf. ibid., 29) – und nicht <dd> o.Ä.
    8. Ausschluss früherer (nichtitalienischer) Grapheme:
      • <j> für /j/ ruju → jetzt wiedergegeben durch <i> (rúiu, it. ‘rosso’);
      • <j> für /ʒ/ caju → jetzt wiedergegeben durch <sgi> (càsgiu, it. ‘formaggio’).
    9. Keine Wiedergabe von Allophonen oder phonotaktischen Besonderheiten:
      • Der Standard empfiehlt, das retroflexe in den Varietäten Sorsos, Porto Torres und Stintinos verbreitete [ɖɖ] in der Graphie als <dd> (z.B. baddu, it. ‘ballo’) wiederzugeben, was gleichzeitig der stadtsassaresischen Aussprache [dd] entspricht (ibid., 29);
      • Die in der Varietät Sorsos typische Nasalierung von /a/ vor den Konsonanten /m, n, ɲ/ (lu pani, it. ‘pane’) soll keine Umsetzung in der Orthographie erfahren (→ pani). Gleiches gilt für die palatale Aussprache von /xx, ɣɣ/ im Stintinese [ˈfɾɛççu]/ [ˈlaʝʝu], die, wie auch die Aussprache in den anderen Varietäten [ˈfɾɛxxu] und [ˈlaɣɣu], problemlos durch den Rekurs auf das Etymon erfolgen kann (→ freschu, larghu; it. ‘fresco, largo’ (ibid., 29, 45));
      • Intervokalisch auftretende Konsonanten werden im Sassaresischen auch an der Wortfuge sonorisiert und geminiert. Die orthographische Wiedergabe erfolgt allerdings wie in initialer Position, z.B. pruna [ˈpɾuːna] (it. ‘prugna’) → la pruna [labˈbɾuːna] sowie auch im Falle der Lenisierung von /ʤ/ → [jj], z.B. gésgia [ˈʤeːʒa] (it. ‘chiesa’) → la gésgia [lajˈjeːʒa]. Ebenso wenig wird der Rotazismus von /l/ → [ɾ] angezeigt, z.B. luna [ˈluːna] (it. ‘luna’) → la luna [laˈɾuːna] (ibid., 42-43).

Die hier beschriebenen orthographischen Vereinheitlichungen sollen die lokale Aussprache der Sprecher nicht beeinflussen: 'ein Portotorrense, eine Sorsese oder ein Stintinese mag [ˈbaɖɖu] lesen', '[…] es soll […] mamma und lu pani geschrieben werden, wobei es mit stärkerer oder geringerer oder keiner Nasalierung gelesen werden kann' („[…] un portotorrese, un sorsense o uno stintinese leggerà [ˈbaɖɖu]“, „[…] si scriverà […] mamma e lu pani, leggendolo con piú o meno o nessuna nasalizzazione“ (ibid., 45)). Ebenso wenig soll in das lexikalische Repertoire der Sprecher eingegriffen werden (cf. ibid., 44). So kann je nach lokaler Prägung z.B. aschulthà/ischulthà/aischulthà (it. ‘ascoltare’) im schriftlichen Gebrauch verwendet werden. Die einzige Regel ist also folgende: 'Wichtig ist, dass ein und dasselbe Phon oder Phonem in allen Varietäten die gleiche grafische Darstellung hat' („L’importante è che lo stesso fono o fonema abbia la stessa rappresentazione grafica in tutte le varietà“ (ibid., 44)).

Kritik wurde insbesondere hinsichtlich der Mehrfachbesetzung des Graphems <z> geäußert (z.B. Dettori 2022a) (Dettori 2022b). Laut Standard ortografico entspricht <z> in initialer Position sowie nach Konsonant einem stimmlosen /ts/, in Lehnwörtern wie zàinu, zona, zero (it. ‘zaino, zona, zero’) hingegen einem stimmhaften /dz/ (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 31).28 Die Verwendung von <z> für beide Laute wurde mit dem Mehrheitsprinzip und der Übereinstimmung mit den Regeln des Italienischen begründet (ibid., 30) sowie mit der Tatsache, dass lediglich wenige Minimalpaare von der Homographie betroffen seien und in überwiegendem Fall initial ohnehin stimmloses /ts/ artikuliert wird. Der Gegenvorschlag zu diesem Modell – z.B. der Ischora di Sassaresu – sieht daher die Verwendung das Digraphen <tz> für stimmloses /ts/ vor (z.B. tziu, fricuentzia vs. zeru; it. ‘zio, frequenza, zero’), wie beispielsweise auch vereinzelt in der Toponomastik und Onomastik zu finden (Porta Utzeri), in der Vergangenheit durch einige Sassaresologen wie Leonardo Sole (2003) empfohlen (cf. Dettori 2022a) oder vereinzelt auch in Kunst und Kultur vertreten (z.B. das Theaterstück Tzia Birora).29

Diese nachvollziehbaren Unstimmigkeiten, die sich im Wesentlichen an diesem einen Graphem entflammen, versucht der Standard durch Offenheit und Flexibilität hinsichtlich verschiedener Diskurstraditionen abzufedern:

Der sassaresische Standard zeigt sich nämlich insofern sehr nutzerfreundlich, als dass er anerkennt, dass Äußerungskontexte unterschiedlicher Formalitätsgrade unterschiedlich streng bzw. flexibel mit orthographischen Normen verfahren sollten. Wichtig ist den Autoren zufolge die 'Möglichkeit, die Kriterien der Graphie auf verschiedene Textgattungen abzustimmen' („opportunità di modulare i criteri di scrittura ai diversi generi testuali“ (Marras/Mura/Virdis 2022, 45)). Auf diesem Weg gelingt es zu vermeiden, dass sich Personen, die das Sassaresische in informellen Situationen und ohne strenge Orientierung am Standard verwenden möchten (in den sozialen Medien, in der Werbung, Geschäftsnamen etc.) durch die Orthographieregeln ausgeschlossen oder bevormundet fühlen könnten: eine einheitliche Form sei vor allem in Texten hohen Formalitätsgrades oder technischer Natur wichtig – hierzu zählen z.B. Anweisungen, Schilder, Etiketten, wissenschaftliche Abhandlungen, Rechts- und Verwaltungsakten, etc. (ibid., 45). Diskurstraditionen, die sich hingegen stärker am Nähepol befinden (Koch/Oesterreicher 2011, 31) – z.B. informelle und literarische Texte (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 45) wie dialogische Texte, Gedichte, Theaterstücke, Film, Musik – sollen aus kreativen, stilistischen, didaktischen und leserbezogenen Gründen 'eine weitere und freiere Verwendung von graphophonetischen Alterationen' erlauben („un uso piú largo e libero di alterazioni grafo-fonetiche“ (ibid., 45)). Textgenres mittleren Formaliätsgrades wie z.B. journalistische Beiträge, Online-Texte, Schulbücher oder narrative Werke sind in ihrer (orthographischen) Gestaltung hingegen stark individuell geprägt und sollten daher den Autoren, die Möglichkeit lassen, 'nach eigenem Belieben' („secondo i propri gusti“) mehr oder weniger stark die vorgeschlagene Norm zu berücksichtigen (ibid.).

5. Die Sprachen Sardiniens als Online-Sprachen?

Die vorausgehenden Ausführungen veranschaulichten, dass für das Sassaresische nicht nur eine gesetzliche Grundlage zur Verwendung der Sprache im virtuellen Raum geschaffen, sondern ebenfalls ein Orthographiestandard erarbeitet wurde. In diesem sich anschließenden Kapitel soll daher – nach einem kurzen Exkurs zum Sardischen – der Frage nachgegangen werden, in welchem Maße und vor allem auch in welcher Form (standardnah oder -fern) das Sassaresische heute in interaktiven Medien in Gebrauch ist.

5.1. Das Sardische als digitale Sprache?

Hinführend zum Thema des vorliegenden Beitrags sei auf den Bericht „Sardinian – a digital language?“ (Russo/Soria 2017) verwiesen, der in Folge des Digital Language Diversity Project (DLDP) entstanden ist.30 Im Rahmen des Projektes wurden v.a. über Facebook kontaktierte Informanten zum digitalen Gebrauch des Sardischen befragt und 596 Antworten erlangt. Insgesamt 31 der Umfrageteilnehmer stammen gebürtig aus Sassari (cf. ibid., 6). Aus dem Bericht geht jedoch nicht hervor, ob die Verfasserinnen Sardisch als Sammelbegriff für sardische und sardisch-korsische Varietäten (wie dem Sassaresischen) fassen und ob die 31 aus Sassari stammenden Teilnehmer nicht nur in Sassari geboren, sondern auch aufgewachsen und/oder sassaresisch- und/oder sardischsprachig sozialisiert sind. Die Verfasserinnen des Berichtes kamen zu dem Ergebnis, dass 85% der Befragten das Sardische online, v.a. passiv, nutzen.31 Ca. 200 Personen gaben an, das Sardische aktiv zu gebrauchen, z.B. beim Verfassen von Blog-Artikeln, Posts, Kommentaren in Foren und auf Webseiten. 72% der Umfrageteilnehmer nutzen das Sardische in der digitalen – insbesondere informellen – Kommunikation im Rahmen von E-Mails, texting, chatting und instant messaging (z.B. WhatsApp, Google Chat, Snapchat, Skype, Facebook Messenger) (cf. ibid., 10). 73% machen hiervon täglich Gebrauch, v.a. beim texting und chatting. 87% surfen, lesen oder schreiben im Netz auf sardisch-sprachigen Seiten (cf. ibid., 17). Das abschließende Ergebnis des Berichts ist, dass sich das Sardische insbesondere in sozialen Medien (v.a. Facebook) im informellen Gebrauchsbereich einer großen Beliebtheit erfreut,32 jedoch kaum im öffentlichen Kontext vertreten ist: „The use of Sardinian on social media reflects the fact that, despite official recognition for the language being granted by the Italian State in 1998, the language is relatively little used on public sites and that it continues to be a language mostly for private use“ (ibid., 17). Zwar stehen einige Onlinezeitungen (z.B. Limbas & Natziones, Forma Paris) und auch sardische Wikipedia-Artikel zur Verfügung, allerdings fehlt den Nutzern häufig die Kenntnis des Angebots (cf. ibid., 12). Smartphone-Apps, Internet-TV und Streamingdienste (z.B. ejatv.com) sind bislang kaum auf Sardisch vorhanden (cf. ibid., 17-18).

Im Rahmen des DLDP-Projektes wurde eine weitere Studie veranlasst, die anhand einer quantitativen Analyse schriftlicher Social-media-Daten untersuchte, ob diese einen gemeinsamen Grundstock zu erkennen geben, der wiederum die Idee einer Standardnorm stützen könnte (Russo/Pisano/Soria 2016, 23). Hierzu wurde die orthographische Wiedergabe von gleichbedeutenden Wortformen verschiedener sardischer Varietäten auf diversen Facebook-Seiten miteinander verglichen: „Social media are a source of real data about language uses and the best observatory for regional and minority languages. Concerning Sardinian Facebook offers the possibility to test the distance between the proposed orthographic standard and the existing varieties“ (ibid., 24). Es wurden Facebook-Seiten gewählt, auf denen sich Nutzer in LSC, in anderen unspezifizierten sardischen Varietäten, im Campidanesischen, in Lokalvarietäten austauschten (ibid., 17). Dabei wurde eine Überschneidung der LSC and des Campidanese von 64,2% erkennbar, sowie der LSC und des Nugoresu von 83%: „LSC emerges as a variety that tried to set a linguistic common ground and achieved this result, even if there is a bias toward Logudorese variety, one of the complaints of Campidanese speakers […]“ (ibid., 22).

5.2. Lu Sassaresu online?

Anschließend an die Arbeiten, die sich mit den digitalen (wenig interaktiven) Ressourcen (Web 1.0) des Sassaresischen beschäftigten (cf. Linzmeier/Pisano 2021; Linzmeier 2023), seien nun digitale Kommunikationsräume und Services thematisiert, die es ermöglichen, sprachlich zu interagieren und somit Kontakte zwischen Nutzern und Netzwerken herzustellen (Web 2.0, 3.0). Laut Ethnologue ist der für das Sassaresische bislang bestehende Digital Language Support als „emerging“ zu sehen, d.h. „the language has some content in digital form and/or encoding tools“.33

  • Websites: Zu den Websites, die nicht nur die Lektüre, sondern auch Interaktion ermöglichen (somit Web 2.0), gehören z.B. Wikis (cf. Biró 2018, 184, Tab. 2): Wikis sind zunächst Benutzeroberflächen – „[…] sites developed by communities of users (rather than projects that are put online)“ (Beermann 2015, 84) –, die auch usern ohne technischem Know-how die Nutzung und das Mitwirken an Online-Ressourcen erlauben (cf. ibid., 84).34 Wikipedia ist im Gegensatz zu vielen anderen Plattformen eine nicht-kommerzielle Benutzeroberfläche, die insbesondere auch kleinere Sprachen sichtbar machen möchte („[…] an explicit mission to include minority languages“ (Cunliffe 2019, 452)). Zwar existiert bislang keine sassaresische Wikipedia, allerdings eine Wikimedia-Seite,35 auf der Vor- und Nachteile einer sassaresischen Wikipedia diskutiert werden,36 sowie ein Wikimedia Incubator – Test wikis of languages of Italy, der 2007 online ging und im selben Jahr ca. 150 Artikelprojekte in sassaresischer Sprache veröffentlichte:37 '[...] eine Art ‚Zwischenwelt‘, in der Sprachprojekte untergebracht sind, die weniger als 1.000 Texteinträge haben und daher weder über eigene Administratoren noch über Sichtbarkeit in Suchmaschinen verfügen' („[…] una sorta di ‘Limbo’, dove sono ospitati i progetti in lingua che hanno meno di 1.000 voci di testo e non hanno quindi né propri amministratori, né visibilità sui motori di ricerca“ (Sassari Notizie 2021)). Während die Projekte zunächst nur selten aktualisiert wurden und auch die Zahl der an der Erstellung Beteiligten gering blieb (cf. Martín Mor 2017, 380), kann die Seite mittlerweile 718 Projekte und 92 registrierte Nutzer vorweisen (Stand: Dezember 2023).38 Die Hauptseite wurde zuletzt am 7. Januar 2023 aktualisiert und verweist sogar bereits auf die Existenz des Standard ortografico.39 Ebenso befindet sich ein kurzer Eintrag zum Sassaresu in der Corsipedia40, der nach einem kurzen Absatz auf Sassaresisch unmittelbar im Korsischen weitergeführt wird. Der Incubator beinhaltet zusätzlich ein Vucaburàriu sassaresu-itarianu.41 Im Wikizionario besteht die Kategorie „Parole in sardo sassarese“,42 in der insgesamt ca. 215 Einträgen sortiert nach Wortlisten (Adjektive, Adverbien, Verben etc.) bereitstehen,43 allerdings noch in unvollständiger Form. Auf der Seite Grammàtigga tènnigga sassaresa44 werden Übersetzungen informatischer Begriffe aus dem Englischen diskutiert (z.B. ‘login’ intradda; ‘(to) upload’ carriggà). Vorgeschlagen wird mitunter, die Neologismen analog zum Italienischen und auch Korsischen zu bilden (z.B. FAQ → kors. Fiera di e Questiòne (FQ) → sass. Fiera di li Prigonti (FP)).
  • Um Text messaging für das Sassaresische erleichtern zu können, stellt Swiftkey seit Oktober 2017 eine Tastatur zur Verfügung, die per Download auf Smartphones und Tablets integriert werden kann.45 Das zugrundeliegende Wörterbuch bzw. die angewandte Orthographie basieren aller Wahrscheinlichkeit nach auf extrahierten Daten von sassaresischen Wikipedia-Einträgen und dem Material der Wöterbuchapp Togo (cf. Martín Mor 2017, 381). Martín Mor (2017) sieht hierin einen gelungenen Beweis dafür, dass auf der Basis geringen Datenmaterials Sprachtools entwickelt werden können, die die Erstellung digitaler Texte befördern: „This example illustrates how it is possible to develop, with few resources, language tools that facilitate the creation of more texts in digital format“ (Martín Mor 2017, 381, Fn. 70). Allerdings muss festgehalten werden, dass die Tastatur bis heute weitestgehend unbekannt geblieben ist und weder in den sozialen Netzwerken noch Publikationen zum Ausbau und zur Förderung des Sassaresischen Erwähnung findet.
  • Öffentliche Soziale-Netzwerk-Seiten: Soziale-Netzwerk-Seiten, wie z.B. Facebook, die von Privatpersonen, Gruppen oder (kulturellen) Vereinen betrieben werden und das Sassaresische integrieren, sind in relativ großer Zahl vorhanden. Die existierenden Inhalte können hier in ihrer Gesamtheit nicht thematisiert werden – festgehalten werden kann allerdings, dass diese Seiten mit dem Ziel der Steigerung der Visibilität des Sassaresischen ins Leben gerufen wurden. Charakteristisch für Ressourcen dieser Art ist, dass sie sich in ihrer Zielsetzung und Nutzung unterschiedlicher Sprachen unterscheiden: Als language-apathetic-Medien (Cunliffe 2019, 457) erlauben sie oftmals Codeswitching und sprachliche Kreativität (cf. Iorio 2016) (cf. Lee 2016). Manche Seiten verfolgen lediglich das Ziel, Wissen und Informationen rund um Sassari, Nordsardinien und regionale Kultur (Musik, Theater etc.) sowie die Lokalsprachen bereitzustellen, bedienen sich hierzu allerdings der italienischen Sprache und weniger Text-, sondern vielmehr Bild- und Videomaterial (z.B. L’Associazione Culturale Torretonda46, Il Cuore Sassarese47). Auf anderen Seiten finden sich im Wechsel Posts in sassaresischer, galluresischer und italienischer Sprache. Beispielhaft sei verwiesen auf die Facebook-Seite Il Sardo Settentrionale – Gallurese, Sassarese48, die insbesondere galluresische und vereinzelt sassaresische Posts beinhaltet sowie das Italienische in den Kommentarfunktionen zulässt. Auf SONO SASSARESE49 finden sich Inhalte in sassaresischer und italienischer Sprache sowie insbesondere Video- und Bildverknüpfungen. Lu-Turritanu-Online versammelt sassaresische Redensarten und auch bildlich gestützte lexikalische Einträge z.B. aus dem Themengebiet Wochentage, Monatsnamen, Planeten, Wetter, Farben etc., die von Nutzern in sassaresischer Sprache kommentiert werden können.50 Die hier genannten Seiten sind grundsätzlich nicht rein sassaresischsprachig angelegt, sondern erlauben den Nutzern ebenso den Gebrauch des Italienischen oder anderer Varietäten bzw. (be)werten den Sprachgebrauch ihrer Nutzer nicht. Facebook-Seiten offizieller Institutionen, z.B. der Comune di Sassari51 oder des Istituto Bellieni52, sind verständlicherweise vorrangig italienisch geprägt, da sie sich an Nutzer unterschiedlicher sprachlicher bzw. dialektaler Herkunft und Interessen richten und nicht ausschließlich der Förderung des Sassaresischen dienen. Sassaresische Sprachkurse werden auf der Facebook-Seite des Istituto Bellieni nicht nur im Italienischen, sondern auch im Sassaresischen angekündigt. Auf beiden Seiten zeigt sich eine geringe Präsenz des Sassaresischen in Nutzerkommentaren.
  • Blogs sind ähnlich wie Webseiten aufgebaut, fungieren jedoch eher als Journal oder Tagebuch und werden meist von einer Person mit Einträgen gefüllt, die oftmals jedoch von Blog-Besuchern kommentiert werden können (cf. Cunliffe 2007, 135). Auch kleinere Online-Zeitungen, die Blogs bereitstellen, können Lesern die Reaktion auf Beiträge in Form von Kommentaren ermöglichen. Blogs und interaktive Seiten, die das Sassaresische integrieren (cf. Websites), widmen sich häufig der Bereitstellung von Informationen rund um die sassaresische Kultur und Gedichten, allerdings auch der Sammlung von Sprachmaterial in Form von Alltagsausdrücken, Phraseologismen und Kraftausdrücken.53 In diesen Medien kann die für das Sassaresische immer wieder betonte ironisch-humoristische Komponente (cf. Toso 2019, § 38) in Form von Sprachwitz und -spiel zum Ausdruck gebracht werden,54 was sich u.a. auch in Phänomenen des italienisch-sassaresischen Codeswitchings und -mixings zeigt – z.B.
      1. „Ciao a tutti, la greffa“,
      2. „Saluti a tutta la greffa“,
      3. Vi pinsemmu noi a dare un suggerimento alla città“,
      4. „SIAMO IL MIGLIOR BLOG ?????? no credu .. parabà !!“55

Allerdings wird eine Vielzahl der Seiten, wie z.B. auch Wiki, nur mehr selten aktualisiert und mit neuen Inhalten bestückt. Wikipedia lässt außerdem eher ein heritage project entstehen als eine aktive Community (cf. Kornai 2013, 9). Es lässt sich beobachten, dass der Gebrauch der Minderheitensprache in Internet-Kommunikationsformen dieser Art keine lange Halbwertszeit hat – insbesondere dann nicht, wenn der Content ausschließlich von Einzelpersonen bzw. kleineren Communities geschaffen wird/wurde, die nach dem Abnehmen anfänglichen Engagements unter sich bleiben, und wenn die Förderung der Sprache im digitalen Kontext nicht von offizieller Seite vorangetrieben wird.

6. Sassaresische Orthographien in öffentlichen Netzwerken

Die im Jahr 2023 veröffentlichte Studie (Linzmeier 2023) zur Präsenz des Sassaresischen im digitalen Raum entstand zeitgleich zu dem im Oktober 2022 für das Sassaresische veröffentlichten orthographischen Standard. Es konnte festgehalten werden, dass insbesondere die Varietät Sassaris, die weniger phonetische Variation kennt als die Lokalvarietäten Sorsos, Porto Torres und Stintinos, als Leitvarietät des Online-Sassaresischen zu fungieren schien (ibid., 312). Begründet wurde dies damit dass

1) sich die sassaresischen Lokalvarietäten sprachstrukturell ohnehin nicht stark voneinander unterscheiden, 2) Unterschiede, die Sprachstereotypen prägen, vor allem die (z.B. nasalierte oder retroflexe) Aussprache betreffen und sich in schriftbasierten digitalen Medien nicht ohne Sonderzeichen umsetzen lassen, 3) die Großstadt Sassari die meisten (heritage-)Sprecher des Sassaresischen beherbergt [und, sic!] durch die Präsenz von (Hoch-)Schulen, Verlagen und kulturellen Einrichtungen schon immer eine leitende Rolle in der Vermittlung, Anwendung und Diskussion des Sassaresischen in den Schriftmedien einnahm.

(Linzmeier 2023, 312)

Die sassaresischen Lokalvarietäten unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich phonetischer und prosodischer Merkmale voneinander, die orthographisch auch in der Vergangenheit keine oder nur geringe Umsetzung erfahren haben (z.B. Retroflex). Der orthographische Standard erscheint daher auch deshalb stadtsassaresischer, da die Varietät Sassaris eben genau diese Aussprachebesonderheiten nicht kennt.

Auch wenn phonetische Varianten der Lokalvarietäten in der Orthographie von Online-Texten nicht erkennbar sind, so bedeutet dies nicht, dass der Sprachgebrauch auf orthographischer Ebene einheitlich ist. Im Folgenden werden beispielhaft interaktive Online-Ressourcen unterschiedlichen Formalitätsgrades gegenübergestellt. Diese sind teilweise vor der Veröffentlichung des Standards erschienen. Ebenso wird der Frage nachgegangen, inwiefern die eingesetzten Orthographien vom Standard abweichen bzw. mit ihm übereinstimmen. Von der Untersuchung ausgenommen sind Online-Einträge, die lediglich aus Zitaten sassaresischer Gedichte, Liedtexten etc. bestehen.

6.1. Institutionelle Facebook-Seiten

Die Facebook-Seite des Instituts Camillo Bellieni nutzt das Sassaresische zur Ankündigung sassaresischer Sprachkurse. Die Orthographie entspricht hierbei wie erwartet dem Standardvorschlag aus dem Jahr 2022. Dies zeigt sich z.B. in der Verwendung von

  • <z>: zittadinanzia (it. ‘cittadinanza’)
  • Geminaten: attibiddai, finarizadda, orthugrafigghi, giuridigga (it. ‘attività, finalizzata, ortografici, giuridica’)
  • velaren und lateral-alveolaren Frikativen: orthugrafigghi, althri, ordhinamentu, isthorigghi, ischumenza (it. ‘ortografici, altri, ordinamento, storici, comincia’)

Nutzerkommentare sind im Sassaresischen hingegen kaum vorhanden.

Der Verein Ischora di Sassaresu ist seit Juli 2023 ebenfalls auf Facebook56 aktiv und verwendet überwiegend das Sassaresische (neben dem Italienischen). Die Betreiber stimmen insbesondere in der Nutzung von <z> für stimmloses /ts/ nicht mit dem Standardmodell überein. Wie erwartet werden daher u.a. fintz’a, uffitziari, inschumintzendi, pitzinni, tzent’anni, parthitzipazioni, attintzioni mit <tz> realisiert (it. ‘fino a, ufficiali, cominciando, bambini, cent’anni, partecipazione, attenzione’). Abgesehen hiervon finden sich keine nennenswerten Abweichungen vom Standardmodell.

6.2. Facebook-Seiten von Einzelpersonen oder kulturellen Gruppen

Während die Seite Il Sardo Settentrionale – Gallurese, Sassarese57 vor allem Beiträge auf Galluresisch aufweist, ist auf der Seite SONO SASSARESE58, die seit 2010 aktiv und öffentlich zugänglich ist, die Verwendung des Sassaresischen parallel zum Gebrauch des Italienischen fester Bestandteil der Seite.

Anhand einer Überprüfung der Posts und Kommentare seit dem Jahr 2010 wird deutlich, dass sich Schwankungen bzw. Nichtübereinstimmungen mit dem Standard v.a. in der orthographischen Umsetzung der Langkonsonanten (z.B. sogu/soggu, amigu, averu; Standard: soggu, amiggu, avveru; it. ‘sono, amico, davvero’), des stimmhaften Frikativs /ʒ/ (rasjioni, basjiu; Standard: rasgioni, basgiu; it. ‘ragione, bacio’), der lateral-alveolaren Frikative (fosthi, asthri, mosthi; Standard: forthi, althri, morthi; it. ‘forte, altri, morthi’) und der Anzeige intervokalischer sonorisierter Konsonanten an der Wortfuge (una gosa, chistha gosa; Standard: una cosa, chistha cosa; it. ‘una cosa, questa cosa’) zeigen.

6.3. Wikipedia

Da die im Sassaresischen bislang vorhandenen Wikipedia-Projektseiten zum überwiegenden Teil vor der Veröffentlichung des Standardmodells im Jahr 2022 entstanden sind, seitdem nur geringfügig überarbeite wurden und außerdem auf unterschiedliche Mitwirkende zurückgehen, ist es nicht verwunderlich, dass auf unterschiedliche Graphien zurückgegriffen wurde. Exemplarisch werden im Weiteren folgende Artikelprojekte auf ihre Orthographie hin überprüft:

  • Lìnga sassaresa (Stand: 07.01.2023)59
  • Diaretti in Sardhigna (Stand: 22.02.2024)60
  • Faradda di li candareri (Stand: 19.10.2022)61
  • Sassari Torres 1903 (Stand: 11.11.2022)62
  • Lu Vichipediànu (Stand: 22.01.2024)63
  • Nummarari (Stand: 21.11.2023)64
  • Grammàtigga sassaresa (Stand: 29.11.2023)65
  • Unibessiddài di Sàssari (Stand: 24.11.2023)66

Die hier konsultierten Wiki-Seiten, die vor oder kurz nach der Veröffentlichung des Standardmodells erschienen sind, stimmen in einigen Punkten entweder bereits (zufällig?) mit dem neuen Referenzmodell überein oder zeigen Schwankungen in der orthographischen Umsetzung.

Der Laut /j/ wird bereits übereinstimmend mit <i> wiedergegeben und nicht mit <j>, z.B. <ruiu>. Stimmhaftes /ʒ/ wir mit <sg> umgesetzt und nicht mit <j>, z.B. gésgia (it. ‘chiesa’). Uneinheitlichkeit besteht in der Umsetzung

  • velarer und lateral-alveolarer Frikative: diese werden zwar allesamt unter Zuhilfenahme von <h> realisiert, teilweise jedoch mit einer mehr und weniger etymologischen Bildung des Konsonantennexus: So besteht z.B. saldhu, Caltheddu, Posthudorra (auf den Seiten Lìnga sassaresa; Unibessiddài di Sàssari; it. ‘sardo, Castello, Portotorres’) neben sardhu, Castheddu, linghisthigu, isthoriga (auf der Seite Diaretti in Sardhigna; it. ‘sardo, Castello, linguistico, storica’). Die Seite Grammàtigga sassaresa, die auf Gian Paolo Bazzonis Elementi di Grammatica Sassarese (1999) basiert, verwendet die etymologischen Nexus lth, rth, sth, ldh, rdh, sdh bzw. lch, rch, sch, lgh, rgh, sgh – wie auch der Standard aus dem Jahr 2022.
  • von <z>, das in Konkurrenz zu <tz> steht: zircha, finz’a (auf der Seite Sassari Torres; it. ‘circa, fino a’), ringrazià, ziddai, finz’ad (auf der Seite Faradda di li candareri; it. ‘ringraziare, città, fino a’), gràtzie, tzurradda (auf der Seite Lu Vichipediànu; it. ‘grazie, giornata’), ziddai, finza (auf der Seite Diaretti in Sardhigna; it. ‘città, fino a’), tzentu/zentu/(t)zentu (auf der Seite Nummarari; it. ‘cento’). Die Seite Lìnga sassaresa schwankt und verwendet ziddai neben fintzamenta, uffitziàri – ebenso wie die Seite Unibessiddài di Sàssari: uffitziarimenti neben ziddài (it. ‘ufficialmente, città’). Der Standard (2022) empfiehlt <z> und lehnt die Graphie <tz> ab.
  • der Konsonantenlänge: z.B. geografigu, grammatiga, isthoriga (auf der Seite Diaretti in Sardhigna; it. ‘geografico, grammatica, storica’), veibbi (auf der Seite Grammàtigga sassaresa; it. ‘verbi’). Der Standard empfiehlt die graphische Umsetzung der gelängten Konsonanten u.a. bei
      • Lat./Ital. intervokalischem -p-, -t-, -c(h)-: geografiggu, grammatigga, isthorigga (it. ‘geografico, grammatica, storica’)
      • nicht hingegen bei l, r, s, das vor m, p, b, f, v zu halbkonsonantischem /j/ wird und mit einer Längung von m, p, b, f, v einhergeht: veibi (it. ‘verbi’)

6.4. Diskussionsforen

Auf der Seite Gente di Sardegna (2008-2016)67 besteht ein Diskussionsforum – vorwiegend in italienischer Sprache – zum Sassaresischen. Auch wenn das Forum schon länger nicht mehr aktiv zu sein scheint, gibt es doch interessante Einblicke in die orthographische Wiedergabe des Sassaresischen. Auch hier zeigen sich Schwankungen in folgenden Bereichen:

  • Verwendung oder Nichtverwendung (wie im Standard) von <j>: z.B. Jà basthani, parenti meja, ra jenti vs. tuttu giusthu, parauli giusthi (it. ‘già bastano, mia parente, la gente vs. tutto giusto, parole giuste’)
  • Anzeige oder Nichtanzeige (wie im Standard) der Sonorisierung an der Wortfuge: z.B. ri ganzoni, ru gabbu, soggu guntenta, tanti gosi, ru binu, ma gosa, ri biù fosthi vs. una cantzoni, mi tratta cumenti, li più fosthi (it. ‘le canzoni, la testa, sono contenta, tante cose, il vino, ma cosa, i più forti vs. una canzone, mi tratta come, i più forti’)
  • Unsicherheiten in der Wiedergabe velarer und lateral-alveolarer Frikative: z.B. mosthu (Standard: morthu), fosthi (Standard: forthi), impusthanti (Standard: impurthanti), iscribimmu (Standard: ischribimmu), carchi (Standard: calchi) (it. ‘morto, forte, importante, scriviamo, qualche’)
  • Verwendung von <z> (wie im Standard) vs. <tz> für /ts/: z.B. ziu, finza, zi semmu vs. tzi semmu, tzi dizini, tzerthi gosi (it. ‘zio, fino a, ci siamo, ci dicono, certe cose’)

7. Fazit

Der vorliegende Beitrag beschäftigte sich mit der Verwendung und orthographischen Wiedergabe des Sassaresischen in schriftbasierten interaktiven Online-Medien. Hierzu wurden Seiten, die vor bzw. nach Veröffentlichung des Standardmodells des Sassaresischen im Jahr 2022 online erschienen sind, stichprobenartig untersucht. Messbar ist die Online-Vitalität des Sassaresischen dennoch nur im Ansatz: Das bloße Vorhandensein von öffentlichen Social media-Seiten, sagt nichts über ihre Wirkung und Rezeption aus. Privat genutzte Kanäle (z.B. Whatsapp), die die Untersuchung wesentlich bereichern könnten, sind ohne Bereitstellung durch die Nutzer nicht überprüfbar.

Zunächst kann festgehalten werden, dass Facebook-Seiten und Wiki-Projekte, die den Gebrauch des Sassaresischen ermöglichen, unabhängig vom Grad ihrer Offizialität und ihres Entstehungszeitpunktes nicht korrigierend in den Sprachgebrauch ihrer Nutzer eingreifen. Zum aktuellen Zeitpunkt besteht hauptsächlich Interesse an der Ermutigung zur Verwendung des Sassaresischen in Online-Diensten und nicht ein strenges Vorgeben eines Referenzmodells. Dies stünde ohnehin nicht im Einklang mit den Richtlinien des Standards, der insbesondere für Schreibanlässe geringeren Formalitätsgrades den Schreibern orthographische Freiheiten zugesteht.

Aus der exemplarischen Untersuchung geht hervor, dass lokale Varianten (wie nasaliertes a in Sorso oder retroflexes [ɖɖ] außerhalb Sassaris) in virtuellen Kommunikationsräumen keine Rolle bei der orthographischen Umsetzung zu spielen scheinen und keinen Anlass zur Diskussion darstellen. Graphien, die für den Retroflex in älteren Publikationen empfohlen wurden, sind in den hier untersuchten virtuellen Kommunikationsräumen nicht zu finden. Der Online-Gebrauch des Sassaresischen stimmt hier also bereits mit der Standardempfehlung <dd> überein.

Schwankungen und Unsicherheiten, die sich im Online-Gebrauch des Sassaresischen zeigen, stimmen mit den durch die Autoren des Standards (2022) thematisierten Problemfeldern überein. Es ist anzunehmen, dass der Standard in Zukunft Klarheit – insbesondere bei der Umsetzung velarer und lateral-alveolarer Frikative durch die Bezugnahme auf die Etymologie (die weitestgehend dem Italienischen entspricht) – bieten kann. Auch das durch den Standard empfohlene Nichtanzeigen der intervokalischen Sonorisierung an der Wortfuge kann auf eine eher etymologische Ausrichtung zurückgeführt werden und die Nutzer in der orthographischen Wiedergabe des Sassaresischen unterstützen – ebenso wie der Verzicht auf nichtitalienische Grapheme (z.B. <j> ersetzt durch <sg(i)> basgiu, bzw. <g(e/i)> wie in la gésgia [lajˈjeːʒa]). Abzuwarten ist tatsächlich, wie sich die graphische Umsetzung von /ts/ zukünftig in Online-Medien gestalten wird. Nicht nur die (privaten) Nutzer virtueller Kommunikationsformen sind sich hierbei unsicher bzw. uneins, sondern auch von institutioneller Seite besteht (noch) Uneinheitlichkeit und Diskussionsbedarf.

Der Begriff lesser-used language wird insbesondere von EU-Organisationen zur Beschreibung von Sprachen, deren Gebrauch stark zurückgeht, verwendet. Meistens handelt es sich um Sprachen mit geringer Sprecherzahl, die zunehmend durch dominante Mehrheitssprachen verdrängt werden (cf. z.B. Pasikowska-Schnass 2020).
Im vorliegenden Artikel wird das generische Maskulinum verwendet, das Personen jeden Geschlechts mitumfasst.
Zu diesen active communities sind daher auch Wikis zu zählen (Cunliffe 2007, 135).
Das Web 1.0 umfasst nichtinteraktive Online-Ressourcen, die ausschließlich gelesen werden, während das Web 2.0 interaktive Dienste meint (Wikis, Blogs, Webapplikationen, Tagging, soziale Medien) und dem Web 3.0 z.B. live streaming, Smart-Applikationen und soziale Medien zugeschrieben werden (Biró 2018, 184, Tab. 2).
Cf. hierzu das Modell von Dürscheid (Dürscheid 2003, 49) und die ausführliche Diskussion zur Komplexität des Verhältnisses von Medium und Konzeption in der Chat-Kommunikation in Kailuweit (Kailuweit 2009b).
Der Begriff Minderheitensprache wird im Folgenden als Sprache, die von einer „[z]ahlenmäßig kleinere[n] Sprachgemeinschaft“ (Glück/Rödel 2016b, 647) innerhalb einer Gemeinschaft gesprochen wird, verstanden und wertneutral verwendet.
Lupino (2023) spricht in Bezug auf das Sassaresische und die Nachbarvarietät Galluresisch von 'zwei nicht-sardischen Mundarten' („due parlate non sarde“) (Lupino 2023, 131).
Eine umfangreiche Liste sassaresischer Publikationen findet sich im Standard ortografico (Marras/Mura/Virdis 2022, 80-82).
Ethnologue präzisiert in Bezug auf das Sassaresische: „endangered - It is no longer the norm that children learn and use this language“ (https://www.ethnologue.com/language/sdc/; letzter Zugriff: 10.04.2024).
https://www.comune.alghero.ss.it/it/novita/news/Certificazione-del-Catalano-di-Alghero-avviso-pubblico-della-Regione/ (letzter Zugriff: 10.04.2024)
https://www.sassarioggi.it/sassari/certificati-lingua-sassarese-6-giugno-2024/(letzter Zugriff: 20.06.2024).
https://sardies.it/sassaresu-no-gratzie/ (letzter Zugriff: 19.04.2024).
„articoli su quotidiani, periodici regionali e testate giornalistiche on-line regionali“, „produzione, distribuzione e diffusione di opere editoriali in formato cartaceo o multimediale“, „produzione di programmi radiofonici trasmessi con ogni mezzo di diffusione“, „produzione di programmi televisivi trasmessi con ogni mezzo di diffusione“, „sostegno alle emittenti televisive e radiofoniche che trasmettono, anche in forma associata, esclusivamente nelle lingue minoritarie e nelle varietà alloglotte“.
Wie z.B. Informationen in italienischer und sassaresischer Sprache rund um einen Theaterkurs für Kinder im Jahr 2023, der durch das Institut Camillo Bellieni auf der Grundlage des Gesetzes L.R. 22/208 (Art. 10.5) gefördert wurde (https://www.comune.sassari.it/it/novita/news/Aio-isciddinni-a-pizu-il-teatro-in-Sassarese-per-bambini/, letzter Zugriff: 19.04.2024).
Von der Wiedergabe von Akzenten wird im vorliegenden Artikel abgesehen.
Lautliche Phänomene, die sich nicht direkt aus der Graphie ableiten lassen, sind solche, die ebenfalls für das Italienische typisch sind, z.B. <s>, das intervokalisch oftmals zu [z] sonorisiert wird; wortinitalies /r/, das mehrfach geschlagen werden kann, aber dennoch stets mit <r> wiedergeben wird. Die Konsonanten <gn>, <sc(i)>, <gl(i)>, <z> und konsonantisches <i> werden intervokalisch zu [ɲɲ], [ʃʃ], [ʎʎ], [ʣʣ] und [jj] gelängt (ibid., 34-35).
Intervokalisch ist die Affrikate stets gelängt, wobei <zz> auf stimmloses /tsts/ pizzu (it. ‘pizzo’) und <z> auf stimmhaftes /dzdz/ bizarru (it. ‘bizzaro’) verweist. Das Minimalpaar /ˈpiʦʦu/ pizzu (it. ‘pizzo’) und /ˈpiʣʣu/ pizu (it. ‘strato’) kann somit auch in der Graphie unterschieden werden (cf. Marras/Mura/Virdis 2022, 31).
https://www.teatrosarza.it/spettacoli/ (letzter Zugriff: 09.04.2024).
Das Digital Language Diversity Project (DLDP) ist ein dreijähriges Erasmus+-Projekt mit Projektstart im September 2015 und folgender Zielsetzung: „[…] to help minority language speakers in the acquisition of intellectual and practical skills to create, share, and re-use online digital content, and, at the same time, defining general guidelines and best practices for the promotion of minority languages with poor digital representation“ (Russo/Soria 2017, 4).
16% der Befragten verwenden das Sardische nicht online. Gründe hierfür sind fehlende Kenntnisse der Orthographie bzw. des Standards sowie die Wahrnehmung des Sardischen als ausschließlich medial mündliche und nicht digital-schriftlich nutzbare Sprache.
Die Verfasserinnen werteten 143 Gruppen, Seiten und Accounts von Facebook aus (cf. ibid., 17-18).
https://www.ethnologue.com/language/sdc/ (letzter Zugriff: 19.04.2024).
Cf. hierzu (Cunliffe 2007, 135): „Members of the community are able to add, modify and delete content on the site. In this way the distinction between user and owner is broken down, arguably leading to a more democratic form of content control.“
Die Sprachregelungen von Wikimedia basieren auf folgenden Grundsätzen (cf. Cunliffe 2019, 459): Die jeweilige Sprache muss einen validen ISO 639 Code haben, sie muss 'ausreichend eigenständig' sein („sufficiently unique“), wodurch regionale Dialekte und Schreibvarianten derselben Sprache ausgeschlossen werden; gefordert wird auch eine ausreichend große Zahl an kompetenten Sprechern („a sufficient number of fluent users“), so dass Beiträger und Leserschaft für die Einträge vorhanden sind (https://meta.wikimedia.org/wiki/Language_proposal_policy (letzter Zugriff: 12.03.2024).
https://co.wikipedia.org/wiki/Sassaresu# (letzter Zugriff: 16.04.2024).
https://incubator.wikimedia.org/wiki/Wp/sdc/Vucabur%C3%A0riu_sassaresu-itarianu (letzter Zugriff: 16.04.2024).
Bei einzelnen Einträgen ist als Quelle (Rubattu 2006) vermerkt.
https://www.facebook.com/Torretonda1/ (letzter Zugriff: 20.03.2024).
https://www.facebook.com/sonosassarese/ (letzter Zugriff: 20.03.2024).
https://www.facebook.com/@ComunediSassari/ (letzter Zugriff: 20.03.2024).
https://www.facebook.com/IstitutoBellieni (letzter Zugriff: 20.03.2024).
Cf. hierzu auch die synchronisierten Spots von Aspirina (https://www.facebook.com/Aspirinews/, letzter Zugriff: 20.03.2024).
Die Beispiele sind folgendem Blog entnommen: http://sassareserie.blogspot.com/ (10.03.2024).
https://www.facebook.com/sonosassarese/ (letzter Zugriff: 21.04.2024).

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