Das slawische Substrat wird in
diesem Beitrag nicht berücksichtigt.
1. Hinweis
- kein Beitrag zur etablierten Toponomastik germanistischer Provenienz
- komplementär dazu: den Abgrund zwischen Spätantike und (hoch)mittelalterlichem Beginn der Namenüberlieferung toponomastisch in umkehrter Richtung überbrücken
⇒ ausgehend von archäologisch gesicherten Fundorten und -typen
2. Synchronische Vorbemerkung zu Toponymen auf appellativischer Basis
in der Theorie:
- Eigennamen (Nomina propria) ⇒ referieren auf unikale Ausschnitte der Realität (z.B. München)
- Appellative (Nomina appellativa) ⇒ bezeichnen Klassen oder Kategorien von Realitätsausschnitten (z.B. deu. Stadt)
in der Praxis:
- Appellative mit onomastischer Funktion, vor allem solche generischer und semantisch trivialer Bedeutung
- häufig zirkuläre Motivation (Beispiel in der Nähe von Weißbach bei Lofer, Pinzgau; vgl. Karte): Seehorn ↔Seehornsee
- fast identisches Beispiel im Naturpark Diemtigtal, Zweisimmen, Kanton Bern (interaktive Karte https://www.verba-alpina.gwi.uni-muenchen.de/?page_id=133&db=231&tk=4896&layer=1 ); Seehore = alem. Variante von Seehorn
- synchrone Toponomastik: weite Verbreitung semantisch elementarer appellativischer Basen
- diachrone Toponomastik: appellativische Basis häufig verdeckt (Demotivation)
- Konservierung von obsolet gewordenen Appellativen in toponomastischer Funktion
3. Substratale Toponomastik in der Romania submersa
⇒ fundamental für die Toponomastik der Romania submersa |
zwei Szenarien
3.1. Szenario I: evidente Kontinuität und Herkunft aus dem Substrat
- aus der Antike überlieferte Toponyme, in der aktuellen Namensform mehr oder weniger klar wiedererkennbar; zentrale Quelle die sog. Tabula Peutingeriana (Itinerarium des IV. Jh. n.Chr.; link), (Typ 1.1)
-
- Matreio (Tabula Peutingeriana), heute Matrei an der Nordseite des Brenner (<https://www.verba-alpina.gwi.uni-muenchen.de/it?page_id=27&noredirect=it_IT&db=xxx&tk=4906>)
- Parteno (Tabula Peutingeriana), heute Partenkirchen (<https://www.verba-alpina.gwi.uni-muenchen.de/it?page_id=27&noredirect=it_IT&db=xxx&tk=4908>)
-
- Überblickskarte
-
- n.b.: ähnliche Verhältnisse im heute deutschsprachigen und im heute romanischsprachigen Raum
-
- allerdings: nur wenige Toponyme bereits in der Antike bezeugt
- deshalb: Fokus auf einen zweiten, zu wenig beachteten Typ toponomastischer Kontinuität
⇒ Toponyme auf Basis lat.-rom. Appellative mit Referenz auf eine archäologisch gesicherte Realität (Typ 1.2) |
u.U. Rückschlüsse auf die aktuelle Romania (vgl. zu fra. bourg / ita. borgo Krefeld 2018ah, zu fra. route, ita. rotta, bair. Rott vgl. Krefeld 2020s, https://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?band=spaetantik-fruehmittelalterliche-kontinuitaet-in-der-romania-submersa&v=0#subchapter:4-3-rott22)
-
- dringend wünschenswert: exhaustiver Abgleich mit dem Portal vici.org
einige toponomastisch relevante Konzepte | lat. Bezeichnungen (Nominativ und Akkusativ, falls ungleichsilbig) und entlehnte Appellative bzw. einzelne Toponyme ⇒ quantitativ zu überprüfen , durch suffigierte lat. Formen zu ergänzen |
LANDGUT | villa, villaris > Weil, Wyhl u.a., Weiler |
ZIVILE KLEINSIEDLUNG | vicus > Weichs, Weiß, Wies u.a. |
MILITÄRISCHES LAGER | castrum, castra > Kästrich u.a. |
KLEINE MILITÄRISCHE BEFESTIGUNG | burgus > Burg, A, T |
EINFACHES ZIVILES GEBÄUDE | taberna > Zabern |
MAUER | murus > Mauern |
BRUNNEN | puteus > Pütz |
BRENNOFEN | fornāx, fornācem > Fornach |
HAFEN | portus > Porz, Pforz- |
WASSER | aqua > Aich ? Ache ? Aach im Allgäu |
THERMALQUELLE | aquae > Aachen |
QUELLE | fons, fontem > Finthen (Mainz) |
STRASSE | strata > Straße, Strad, Strass-, u.a. |
(via) rupta > Rott | |
caminata > Kematen | |
STRASSENSTATION | statio, -nem > Stetten |
HERBERGE | mansio, -nem > Massen- |
BRÜCKE | pons, pontem > Pfünz, Pfunds, -pfunzen, Pont (Kr. Geldern) |
EBENE FREIE FLÄCHE | campus > Kempen (Niederrhein, Maas) ? |
SEE | lacus > Laach |
FLUSS | flumen, fluminem > Flonheim, Le Flon |
MÜNDUNG EINES FLUSSES IN EINEN ANDEREN | confluentes > Koblenz |
BERG | mons, montem > Kellmünz, Mundingen, Munzingen? |
HÜGEL | *mŭtta (vorlat.) > Mutten? |
collis > Kall (Eifel)? | |
SUMPF | palus, paludem > Pähl (Obb.)? |
WIESE | pratum, + illum (pratellum) > Pratteln, Pradl (Innsbruck) |
3.1.1. Beispiel lat. strata (via) 'gepflasterte Straße'
- Beispiel: das winzige Dorf Strad, direkt an der Via Claudia Augusta (Tirol) < lat. strata (via) 'gepflasterte Straße' (vgl. http://www.zeno.org/Georges-1913/A/strata)
- späte Übernahme, keine 2. Lautverschiebung
- in unmittelbarer Nähe: Walchenbach und Tarrenz (< lat.torrĕnte(m)?)
-
- frühere Übernahmen, mit 2. Lautverschiebung:
Romania Submersa, lat. strata (via) | (1) > deu. Toponyme, Strad, Straßlach | |
↑ | ||
(2) > deu. Appellativ Straße |
3.1.2. Beispiel lat. villa (rustica) 'Landgut'
- in der Galloromania emblematisch für die Kontinuität spätantiker Infrastruktur (villae rusticae
- zahlreiche gesicherte Fundareale (mit regionalen Verdichtungen)
- municipium, oppidum = Siedlungsbezeichnungen mit administrativ wichtigem Status nicht in der Romania erhalten
- villa 'Landgut' > fr. ville 'Stadt' (vgl. REWonline <https://www.rew-online.gwi.uni-muenchen.de/?id_entry=59093>)
- lat. villa(m) > deu. Toponym Weil, alemannisch Wil/Whyl (cf Krefeld 2020s, http://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?band=spaetantik-fruehmittelalterliche-kontinuitaet-in-der-romania-submersa&v=0#subchapter:3-4-villae14)
- häufig durch archäologische Funde bestätigt, z.B. Weil bei Landsberg am Lech (Oberbayern). (cf. <https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_rustica_(Weil)>)
-
- Wartaweil (<https://vici.org/vici/56900/>)
- Rottweil (<https://vici.org/vici/14456/>)
- Weil am Rhein (cfr. <https://de.wikipedia.org/wiki/Weil_am_Rhein>)
- Weisweil bei Whyl nördlich des Kaiserstuhls (<https://vici.org/vici/8573/>)
- Wil im Aargau (cfr. <https://de.wikipedia.org/wiki/Wil_AG>)
- ... vollständige Abgleich mit vici.org steht aus
- lat. vīllāris (cfr. <http://www.zeno.org/Georges-1913/A/villaris>) > ted. Weiler (alem. Wiler), sehr häufig als Toponym, speziell in der Rom.Sub.
- Appellativ deu. Weiler ⇒ lokale Kontinuität daher nicht garantiert (Abgleich mit vici.org steht aus)
-
3.1.3. Beispiel lat. mansionem> 'Herberge'
- ähnlich Massenheim (bei Wiesbaden), im Umfeld: Weilbach, Wallau (link zu vici.org)
3.1.4. Beispiel lat. pontem 'Brücke'
Altmühlübergang bei Eichstätt
- ähnlich Langenpfunzen, nahe beim Innübergang, wenig östlich von Rosenheim (<https://vici.org/#15/47.88451967190801,12.140630785288895>)
4. Szenario II: mögliche aber problematische Kontinuität
erforderlich: explizite Plausibilitätskriterien für die Annahme substrataler Herkunft |
4.1. Toponyme ohne plausible deutsche Etymologie
⇒ der plausibelste Typ (Typ 2.1):
(1) keine deutsche (germanische) Etymologie
(2) Existenz einer semantisch und phonetisch pausiblen lat.-rom. Etymologie
(3) Existenz romanischer Entsprechungen mit identischer Etymologie in den romanischen Nachbarvarietäten
Beispiel: Name einer Alm Teie(n), belegt in VALTS IV, mappa 73, in Langwies (Graubünden), Steeg und Häselgehr (Tirol)
-
-
- entspricht dem lessikalischen Typ alem./bair. Teie(n) 'Sennhütte' (grünes Gebiet)
- Entlehnung aus dem romanischen Substrat, wie die aktuelle Verbreitung im Rom. (rotes Gebiet) zeigt zo tegia ‘Sennhütte und ähnl.’ < prelat. (*tegia)
-
4.2. Toponyme mit konkurrierenden Etymologien aus dem Deutschen und aus dem Substrat
- deutsche Konstituenten
- aber: ähnliche und semantisch plausiblere Entsprechungen in den aktuellen romanischen Dialekten (Typ 2.2)
4.2.1. Beispiel Aich
- Toponimo Aich / toponymische Konstituente Aich-/-aich [aɪç]/[aɪχ] (<https://www.geonames.org/search.html?q=Aich&country=DE>), ausschließlich in der Romania Submersa (Baden-Württemberg, in Bayern südlich der Donau und in Österreich) (<https://www.geonames.org/search.html?q=Aich&country=AT>)
- z.B. Aich in Österreich (bei Schladming)
- homophones Toponym Eich (= Eiche) im selben Areal wie Aich (<https://www.geonames.org/search.html?q=Eich&country=DE>) häufig in der Schweiz (<https://www.geonames.org/search.html?q=Eich&country=CH>), d.h. in der Romania Submersa
-
- gelegentlich auch in Mecklenburgo, Thüringen und in Hessen jenseits des Limes, d.h. außerhalb der Romania Submersa
-
drei Fragen:
- rein graphische Varianten ein und desselben etymologischen Typs (= Eiche) ?
- zwei etymologische Typen, graphisch eindeutig geschiedene?
- zwei oder mehrere etymologische Typen, graphisch nicht eindeutig durch zwei Varianten geschrieben?
Aich = Variante des Toponyms Aachen < lat. Aquis [Granni], auf fra.: Aix-la-Chapelle, auf ita: Aquisgrana
- phonetische Entsprechung romanischer Varianten, vgl. ladinisch und friaulisch ega, ɛga, aga ‘Wasser’ < lat. aqua(m), vgl.. AIS 1037 ACQUA:
- Schwund des Auslautvokals und folgende Auslautverhärtung entsprechen den Regeln hist. Phonetik des Deutschen (vgl. lat. lactūca > deu. Lattich).
4.3. Toponyme mit substratalen Etymologien ohne aktuelle romanische Entsprechungen?
ultima ratio: Annahme lateinischer / vorlateinischer Etymologien ohne appellativische oder toponymische Kognaten im Romanischen |
- äußerst problematisch (Typ 2.3)
4.3.1. Beispiel Arzl
- 3 toponymische Belege
- etymologischer Vorschlag für tir. Arzl (am Ausgang des Pitztal) in Fritz o.J. a (vgl. <https://de.wikipedia.org/wiki/Arzl_im_Pitztal#Ortsname>)
-
- Diminutiv lat. arcella zu lat. arx ‘feste Höhe, Zitadelle, Burg’ (vgl. Georges <http://www.zeno.org/nid/2000222982X>)?
- “Relikte einer Befestigungsanlage” aus römischer Zeit (Fritz o.J. a)
- aber: lat. arx nirgends in der Romania als Appellativ erhalten (vgl. REWOnline 2022, 613)
-
besser:
- Arzl = Entsprechung von ita. argine ‘Damm’, altitalienische Varianten (aus TLIO) arçaro, arçer, arçero, argele, argeli, argene, argiele, argigni, argili, argine, argini; auch venez. àrzare in Boerio 1867, 45 [<https://archive.org/details/dizionariodeldi00boergoog/page/n48/mode/2up])
- auch entsprechende Toponyme in Italien (vgl. <https://www.geonames.org/search.html?q=argine&country=IT>, <https://www.geonames.org/search.html?q=arzare&country=IT>)
- < lat. arger ‘Damm, Wall’ (vgl. Georges <http://www.zeno.org/nid/20002226154>, <https://www.geonames.org/search.html?q=argile>), synonyme Variante von lat. agger (Georges <http://www.zeno.org/nid/20002200511>)
4.4. Schema der skizzierten toponomastischen Typen
Typen | Kriterien | Kontinuität | |||
(i) Topon. antik bezeugt |
(ii) archäol. Funde |
(iii) substratales Appell. |
(iv) rom. Entsprech. |
||
(1.1) | + | + | +/- | +/- | evident |
(1.2) | - | + | + | + | |
(2.1) | - | - | + | + | abnehm. Plausibilität ⇓ ⇓ ⇓ |
(2.2) | - | + | + | - | |
(2.3) | - | - | + | - | |
Plausibilität substrataler Kontinuität |
4.5. Areale Verdichtungen
- Stärkung der Plausibilität bei Kumulation von Fällen des Typs 2.1?
4.5.1. Beispiel Karwendel
- Beispiele des Typs 2.1 (ohne deutsche Etymologie)
4.5.1.1. Etymologische Kommentare
Juifen < lat. iugum ‘Joch’ (cfr. Georges s.v.)
-
-
- mehrere rom. Entsprechungen, Varianten Juf (4 Belege auf <https://search.ortsnamen.ch/de?query=juf>) und giuv (15 Belege auf <https://search.ortsnamen.ch/de?query=giuv>)
- in Südtirol: Jaufenpass (pleonastische Übersetzung!)
-
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-
-
- Juifen e ted. Joch
(1) ‘Joch’
(2) ‘Berg’
(3) ‘Pass’ - = lat. iugum (cfr. Georges s.v.)
- eng. yoke (nach Oxford English Living Dicionary), schwedisch ok (nach Svenka Akademiens Ordbok) nur (1)
- Juifen e ted. Joch
-
-
Larchetalm < lat. Akk. laricem (larix) ‘Lärche’ + Suffix -ētum ‘Lärchenwald’, vgl. ita. lariceto
-
-
- bündnerrom. Entsprechungen gut belegt als Toponyme (62 mal auf <https://search.ortsnamen.ch/de?query=laret>)
-
Pleisenspitze < vorlat. *blese ‘steiler grasiger Hang’
-
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- bündnerrom. Varianten blaisch, blais, bleis, bleisa (cfr. [[Bibl:DRG]] 2, 373), Blaisa 4 Belege in Samnaun <https://search.ortsnamen.ch/de?query=Blaisa>; Blais 118 Belege in Graubünden <https://search.ortsnamen.ch/de?query=Blais>; Pleise 1 Beleg im heute alemannischen Teil von Graubünden <https://search.ortsnamen.ch/de/record/3059903/>)
-
Hochgleirsch < lat. glarea ‘Kies + Suffix -iciu
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- formal unproblematisch
- aber nur wenige rom. Entsprechungen; Glaretsch in Disentis und in Pfäfers (heute alemann.) im Churer Rheintal (vgl. <https://search.ortsnamen.ch/de?query=glaretsch>), Chiareggio in der Val Masio und Valmalenco (Prov. von Sondrio <https://www.geonames.org/search.html?q=chiareggio&country=>)
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Lafatscher < lat. lapathium ‘Sauerampfer’ (cfr. Georges s.v.)
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- für Almen (Lafatscher Hochleger, L. Niederleger) und Gipfel (Kleiner L., Großer L.)
- romanische Bezeichnung einer sehr charakteristischen Pflanze auf Almweiden: Alpenampfer (Rumex alpinus; <https://de.wikipedia.org/wiki/Alpen-Ampfer>),
- romanisch lavazzas (3 Belege auf <https://search.ortsnamen.ch/de?query=lavazzas> und 3 Belege im Sing. <https://search.ortsnamen.ch/de?query=lavazza>) oder lavazas [1 Belege] e lavattas [1 Beleg])
- am ähnlichsten: lad. Variante lavać [laˈvaʧ]
-
Vereiner Alm < lat. vēr ‘Frühling’ (Georges s.v.) + suffisso -ānum
-
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- vgl. spa. verano ‘estate’ (cfr. REW 2916), als Appellativ weder in rom. Alpendialekten noch im Italoromanischen außer im Kors. und Sard. (cfr. AIS 312)
- aber als Toponym Vereina im heute alem. (wals.) Klosters (vgl. https://search.ortsnamen.ch/de?query=vereina)
-
Christlum < lat. crĭsta ‘Kamm’ + lŏnga ‘lang’
-
-
- romanisch cresta (fra. crète) ‘Kamm’ (< lat. crĭsta; cfr. Georges s.v.) sehr frequent, 354 Belege auf <https://search.ortsnamen.ch/de?query=cresta>; crasta (84 Belege im Oberengadin <https://search.ortsnamen.ch/de?query=crasta>), craista (41 Belege im Unterengadin) und crista, grestis in der alemann. Schweiz (4 Belege am Walensee und im Churer Rheintal <https://search.ortsnamen.ch/de?query=crista>)
- die Christlum (fem. wie im Lat.-Rom.)
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Beispiele des Typs 2.2 (mit konkurrierenden Etym. aus dem Deu. und aus dem Substrat)
Grabenkarspitze
- deu. Etymologie: Komp. Graben + Kar ‘kesselförmiges Hochtal durch Gletschererosion’ + Spitze
-
- sehr frequenten Toponyme mit der Basis Graben (1895 Belege auf <https://search.ortsnamen.ch/de?query=Graben>)
- deu. graben semantisch im felsigen Hochgebirge nicht motiviert
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- Substratetymologie, romanisch grava(s) ‘Geröll, Schutte’ (vgl. <http://online.drg.ch/#3a29ddae233d79133426727a1f069c30>), im Oberengadin auch greva(s) (vgl. fra. grève, gravillons), 43 Belege von gravas (<https://search.ortsnamen.ch/de?query=gravas>), 12 grevas im Engadina (<https://search.ortsnamen.ch/de?query=grevas>), 15 grèves in der fra. Schweiz (<https://search.ortsnamen.ch/de?query=gr%C3%A8ves>) etc.
-
- direkte phonetische Entsprechungen in Tiroler Toponymen, vgl. Grawagrube, Grawa Alm im Stubaital
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-
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- vorlat., gallisch? (so REW 3851, <https://www.rew-online.gwi.uni-muenchen.de/?id_entry=56392>)
- Konstituente Kar, in zahlreichen Toponymen, Karwendel, Karerpass, Karawanken, jenseits der Alpen: Karpaten, die griechische Insel Κάρπαθος, Kárpathos - alles aus Kalk (helles Gestein)
-
Krapfenkarspitze
- deu. Etymologie: Komp. aus Krapfen + Kar + Spitze
- Substratetymologie: crap ‘Stein, Fels’ (< vorlat. *krapp- ‘Fels’; vgl. Krefeld 2023c); mit 963 Belegen nur in Graubünden (<https://search.ortsnamen.ch/de?query=crap>), paradigmatisches Alpenwort (cf. Krefeld 2021l)i,
-
- crap [-p] > Krapf [-pf] = 2. Lautverschiebung
-
5. Perspektive
- offene online Dokumentation (FAIR) für archäologische (vici.org) und onomastische Daten (z.B. Ortsnamen.ch)
-
- kartographische Darstellung (nach dem Modell von Verba Alpina)
- Tool zur Erhebung der dialektalen Formen (fehlen auf den verfügbaren Karten weitestgehend)
-
Bibliographie
- Boerio 1867 = Boerio, Giuseppe (31867 [1829]): Dizionario del dialetto veneziano, con l'indice italiano-veneto, Venezia, Giovanni Cecchini (Link).
- DTT = DTT (o.J.): Dizionario Toponomastico Trentino (Link).
- Fritz o.J. a = Fritz, Michael (o.J.): Arzl im Pitztal, in: Geschichte Tirol. Nordtirol - Südtirol - Osttirol, Innsbruck (Link).
- Krefeld 2018ah = Krefeld, Thomas (2018): Tacitus, der linke Niederrhein und die Etymologie von fra. bourg, ita. borgo usw., in: Schäfer-Prieß / Schöntag 2018, 39-50.
- Krefeld 2020s = Krefeld, Thomas (2020): Spätantik-frühmittelalterliche Kontinuität in der Toponymie der Romania Submersa, in: Korpus im Text, vol. 12, München, LMU (Link).
- Krefeld 2021l = Krefeld, Thomas (2021): Voci alpine, in: Metodologia, VerbaAlpina-it 23/1 (Link).
- Krefeld 2023b = Krefeld, Thomas (2023): ‘Publikation’ geht in Revision, in: Korpus im Text, Serie A, 104645, München, LMU (Link).
- Krefeld 2023c = Krefeld, T. (2023): FELS, in: Lexicon Alpinum, VerbaAlpina-de 23/2 (Link).
- Ortsnamen.ch = Ortsnamen.ch: Das Portal der schweizerischen Ortsnamenforschung (Link).
- REWOnline 2022 = REWOnline (2022): Zacherl, Florian: Digitale Aufbereitung des Romanischen etymologischen Wörterbuches von Wilhelm Meyer-Lübke, München (Link).
- TLIO = Leonardi, Lino (2017): Tesoro della Lingua Italiana delle Origini Il primo dizionario storico dell'italiano antico che nasce direttamente in rete fondato da Pietro G. Beltrami. Data di prima pubblicazione: 15.10.1997 (Link).
- VALTS IV = Gabriel, Eugen / Klausmann, Hubert / Krefeld, Thomas (1991 ff.): Vorarlberger Sprachatlas. Band 4. Wortgeographie I, Bregenz, Vorarlberger Landesbibliothek.
- Verba Alpina = Krefeld, Thomas / Lücke, Stephan (2014-): VerbaAlpina. Der alpine Kulturraum im Spiegel seiner Mehrsprachigkeit, München (Link).
- vici.org = Voorburg, René (2014): veni, vidi, [wi:ki:]. Atlas zur Archäologie des Altertums (Link).